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  • Aktuelle Wirtschafts- und Finanzlage

    Kon­junk­tur­ent­wick­lung aus fi­nanz­po­li­ti­scher Sicht

    Krieg dämpft wirtschaftliche Entwicklung im Frühsommer

    Das 1. Quartal des laufenden Jahres zeigte sich – geprägt durch hohe Infektionszahlen sowie den Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine – mit verhaltener konjunktureller Dynamik. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs in preis-, kalender- und saisonbereinigter Rechnung um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Das Statistische Bundesamt bestätigte in seiner Detailmeldung vom 25. Mai 2022 das Ergebnis der ersten Schnellschätzung aus dem April.

    Verwendungsseitig stagnierten die staatlichen wie auch die privaten Konsumausgaben zu Jahresbeginn im Wesentlichen gegenüber dem Schlussquartal 2021. Deutlich dynamischer entwickelten sich dagegen die Investitionen: Die Bauinvestitionen stiegen um 4,6 Prozent und die Ausrüstungsinvestitionen um 2,5 Prozent. Der Handel mit dem Ausland zeigte im 1. Quartal 2022 ein gemischtes Bild. So sanken die Exporte um 2,1 Prozent vor dem Hintergrund anhaltender internationaler Lieferkettenprobleme. Die Importe nahmen hingegen um 0,9 Prozent zu, da durch die wieder vermehrte Reisetätigkeit die Dienstleistungsimporte kräftig stiegen.

    Entstehungsseitig verzeichneten die Sonstigen Dienstleister, zu denen auch die Bereiche Unterhaltung und Erholung gehören, die stärksten Zuwächse: Sie steigerten ihre Bruttowertschöpfung in preis-, kalender- und saisonbereinigter Rechnung um 6,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Der Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe hatte einen Zuwachs von 0,9 Prozent gegenüber dem 4. Quartal 2021 zu verzeichnen. Im Verarbeitenden Gewerbe dürfte sich in dem Rückgang der Bruttowertschöpfung von 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal der Mangel an Vorprodukten, der durch den Krieg in der Ukraine partiell noch verstärkt wurde, bemerkbar gemacht haben. Im Baugewerbe stieg die Wirtschaftsleistung um 4,5 Prozent. Das BIP lag im 1. Quartal 2022 insgesamt noch um 0,9 Prozent unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie im 4. Quartal 2019.

    Für das laufende 2. Quartal 2022 ist mit einer verhaltenen konjunkturellen Entwicklung zu rechnen. Verschärfte Materialengpässe (auch infolge der Lockdowns in China), weiter erhöhter Preisdruck sowie die derzeit hohe (globale) Unsicherheit dürften sich spürbar bemerkbar machen. Im April 2022 hatte die Industrieproduktion zwar einen leichten Zuwachs zu verzeichnen, konnte den deutlichem Rückgang aus dem März aber nicht wieder wettmachen. Der Lkw-Maut-Fahrleistungsindex, der als ein Frühindikator insbesondere für die Industrieproduktion herangezogen werden kann, verzeichnete im April und Mai jeweils leichte Rückgänge. Laut Umfragen des ifo Instituts verbesserte sich im Mai im Verarbeitenden Gewerbe die Lageeinschätzung nach zwei Rückgängen in Folge wieder etwas. Die Unternehmen zeigten sich mit Blick auf die kommenden Monate aber weiterhin spürbar skeptisch, auch angesichts zuletzt schwächerer Auftragseingänge. Demgegenüber verbesserte sich im Dienstleistungssektor die Lageeinschätzung so stark wie zuletzt im Juni 2021, was vor allem durch Bereiche, die von der sich entspannenden Corona-Lage profitieren, getrieben sein dürfte.

    Die konjunkturelle Entwicklung dürfte alles in allem in nächster Zeit weiterhin durch das Spannungsfeld von einerseits einer durch Materialengpässe und hohe Energiepreise beeinträchtigten Industrie und andererseits positiven Impulsen aus dem Dienstleistungsbereich geprägt sein. In der Industrie dürfte, trotz zuletzt rückläufigen Auftragseingangs, zunächst weiterhin ein Nachfrageüberhang bestehen, bei dem Unternehmen infolge der Knappheit an Vorprodukten Probleme haben, bestehende und neu eingehende Aufträge abzuarbeiten. Im weiteren Jahresverlauf wird aber unter der Annahme abnehmender Lieferengpässe und keiner zusätzlichen erheblichen wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges auch in diesem Bereich mit einer Aufwärtsbewegung gerechnet. Die Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung bleiben jedoch, insbesondere mit Blick auf den Krieg in der Ukraine, beträchtlich.

    Die Steuereinnahmen insgesamt (ohne Gemeindesteuern) lagen im Mai 2022 um 10,0 Prozent über dem Ergebnis vom Mai 2021. Sondereffekte wirkten dabei bei der Einfuhrumsatzsteuer sowie der Lohnsteuer in verschiedene Richtungen (s. a. Bericht zur Entwicklung der Steuereinnahmen in dieser Ausgabe), sodass sich in der Veränderungsrate vor allem die Entwicklung der steuerlichen Bemessungsgrundlagen wie Löhne und Gehälter, Gewinne oder Umsätze im Vorjahresvergleich widerspiegeln dürfte. Die weitere Entwicklung der Steuereinnahmen im Jahresverlauf hängt maßgeblich auch von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung und den oben genannten Einflussfaktoren darauf ab.

    Anstieg der Warenexporte und -importe im April 2022

    Die nominalen Warenexporte legten zu Beginn des 2. Quartals 2022 spürbar zu und machten damit den Rückgang im Vormonat wieder mehr als wett. Sie stiegen im April kalender- und saisonbereinigt um 4,4 Prozent gegenüber dem Vormonat (nach -3,0 Prozent im März 2022). Im Vergleich zum Vorjahresmonat lagen die Ausfuhren um 9,2 Prozent höher. Die nominalen Warenimporte setzten ihre deutliche Aufwärtsbewegung mit einem Anstieg um 3,1 Prozent gegenüber dem Vormonat weiter fort. Im Vorjahresvergleich lagen die Einfuhren um 25,2 Prozent höher. Der Saldo der Warenhandelsbilanz betrug im April 1,3 Mrd. Euro und damit 14,0 Mrd. Euro weniger als im Vorjahresmonat.

    Die Einnahmen aus der Einfuhrumsatzsteuer lagen im Mai 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat merklich höher. Sie spiegeln die Entwicklung der Importe gegenüber dem Vorjahreszeitraum aktuell recht unmittelbar wider.

    Im Warenhandel mit Russland gaben die deutschen Exporte im April 2022 nochmals etwas gegenüber dem Vormonat nach und sanken um 10,0 Prozent, nachdem sie bereits im März 2022 vor dem Hintergrund des Kriegs und der Sanktionen um über 60 Prozent zurückgegangen waren. Die deutschen Importe aus Russland gingen im April um 16,4 Prozent zurück. Hier ist die wertmäßige Entwicklung stark durch gestiegene Rohstoffpreise getrieben, die mengenmäßigen Reduzierungen entgegenwirken.

    Die Stimmung unter den deutschen Exporteuren hat sich gemäß ifo Exporterwartungen am aktuellen Rand weiter stabilisiert, die Firmen blieben aber insgesamt vorsichtig. Neben den Auswirkungen des Kriegs dürften sich beim Außenhandel weiterhin die Folgen der Pandemieausbrüche und der No-COVID-Strategie in China bemerkbar machen, die (zeitverzögert) die Taktung der weltweiten Handelsströme beeinträchtigen dürften. Laut einer aktuellen Umfrage des ifo Instituts im Mai gaben 53,7 Prozent der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe an, die Lockdowns in China hätten ihre Produktionsbehinderungen zusätzlich verschärft.

    Leichter Zuwachs der Produktion im April 2022

    Die Produktion im Produzierenden Gewerbe stieg im April 2022 preis-, kalender- und saisonbereinigt um 0,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahresmonat lag die Produktion um 2,2 Prozent niedriger. Hierbei stieg die Industrieproduktion trotz bestehender Auswirkungen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, kräftiger Energiepreissteigerungen sowie Materialengpässen leicht um 0,3 Prozent gegenüber März. Die deutlichen Verluste des Vormonats (März revidiert: -3,7 Prozent), auch beim Umsatz, wurden aber nur ansatzweise wettgemacht. Der Umsatz im Verarbeitenden Gewerbe stieg im April 2022 um 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat; im Vergleich zum Vorjahresmonat lag er um 1,8 Prozent niedriger. Nach Wirtschaftsbereichen konnte die gewichtige Kfz-Herstellung im April mit einem Zuwachs von 6,8 Prozent wieder zulegen. Der Maschinenbau gab hingegen mit einem Rückgang von 1,0 Prozent zum dritten Mal in Folge nach.

    Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe sanken im April um 2,7 Prozent gegenüber dem Vormonat (März 2022 revidiert -4,2 Prozent). Gegenüber dem Vorjahresmonat lagen die Auftragseingänge um 6,2 Prozent niedriger. Der Rückgang im Vormonatsvergleich war insbesondere auf die Auslandsaufträge zurückzuführen; ihr Volumen fiel im April gegenüber März um 4,0 Prozent. Trotz des rückläufigen Auftragseingangs bei gleichzeitigem Umsatzanstieg war aber auch im April, wie in den Vormonaten, das Auftragseingangsvolumen höher als das Umsatzvolumen. Die Firmen dürften also aufgrund der bestehenden Knappheit an Vorprodukten weiterhin Probleme haben, die eingehenden Aufträge abzuarbeiten.

    Das ifo Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe verbesserte sich im Mai 2022 (+3,5 Punkte). Die aktuelle Geschäftslage wurde als leicht besser beurteilt. Darüber hinaus waren die Geschäftserwartungen der Unternehmen weniger pessimistisch. Dabei zeigten sich die Unternehmen im Saldo mit Blick auf die kommenden Monate aber weiterhin spürbar skeptisch, auch angesichts der zuletzt schwächeren Auftragseingänge. Ein Lichtblick bei den Stimmungsindikatoren zeigte sich im Mai in der Automobilindustrie: Hier hellten sich die Geschäftserwartungen im Vormonatsvergleich deutlich auf. Weiteren Befragungen des ifo Instituts zufolge verblieb der Materialmangel in der Industrie im Mai aber auf sehr hohem Niveau. 77 Prozent der Unternehmen berichteten von Engpässen bei Rohstoffen und Vorprodukten (nach 75 Prozent im April). Insgesamt dürften die Belastungen für die Industriekonjunktur durch den Materialmangel weiterhin deutlich spürbar bleiben.

    Die Bauproduktion lag im April um 2,1 Prozent niedriger als im Vormonat. Das ifo Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe konnte im Mai gegenüber dem Vormonat etwas zulegen, was vor allem auf eine Verbesserung der Erwartungen zurückzuführen war. Auch die aktuelle Geschäftslage wurde als leicht besser eingeschätzt. Im Mai erreichte die Materialknappheit im Baugewerbe laut ifo Institut einen neuen Höchststand.

    Privater Konsum: verhaltene Entwicklung im Frühjahr

    Mit einem spürbaren Rückgang zu Beginn des 2. Quartals 2022 erreichten die realen Einzelhandelsumsätze im April den tiefsten Stand seit Februar 2021. Hierin dürften sich auch Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine in Form zusätzlicher Preissteigerungen und erhöhter Unsicherheit bemerkbar gemacht haben. Die Umsätze gingen im April gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 5,4 Prozent zurück. Im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnete der Einzelhandel ein Minus von 0,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorkrisenmonat Februar 2020 waren die realen Einzelhandelsumsätze ebenfalls um 0,4 Prozent niedriger.

    Nach Einzelbereichen lagen die Umsätze im Bereich Lebensmittel/Getränke/Tabak im April 2022 um 3,6 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum. Im Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln war hingegen ein Umsatzplus gegenüber dem Vorjahr von 7,2 Prozent zu verzeichnen. Dabei fiel aufgrund der niedrigen Vorjahresbasis vor allem der Zuwachs im Bereich Textilien/Bekleidung/Schuhe/Lederwaren mit 131,5 Prozent weiterhin extrem aus. Beim Internet- und Versandhandel war ein Rückgang von 12,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu verzeichnen.

    Der Umsatz im Gastgewerbe stieg im März 2022 um 6,2 Prozent gegenüber dem Vormonat. Gegenüber dem Vorjahresmonat hat sich der Umsatz bedingt durch die niedrige Vorjahresbasis mehr als verdoppelt (114,8 Prozent). Im Vergleich zum Vorkrisenmonat Februar 2020 war der Gastgewerbeumsatz jedoch noch um 27,7 Prozent niedriger.

    Die Stimmungsindikatoren stabilisierten sich am aktuellen Rand auf niedrigem Niveau tendenziell. Im Einzelhandel legte das ifo Geschäftsklima im Mai nach vorherigem Einbruch etwas zu. Hierbei wurde insbesondere die aktuelle Lage besser eingeschätzt als im Vormonat. Die Erwartungen bezüglich der nächsten sechs Monate blieben hingegen weiterhin deutlich pessimistisch ausgerichtet. Im Dienstleistungssektor verbesserte sich die Lageeinschätzung so stark wie zuletzt im Juni 2021, was vor allem durch Bereiche, die von einer verbesserten Corona-Lage profitieren, getrieben sein dürfte. Die Geschäftserwartungen der Dienstleister fielen hingegen insgesamt wieder etwas pessimistischer aus.

    Die Verbraucherstimmung verbesserte sich im Mai von vorherigem Rekordtief aus leicht. Laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zeigten sich hierbei sowohl die Konjunktur- als auch die Einkommenserwartung etwas weniger pessimistisch, während die Anschaffungsneigung nahezu unverändert blieb. Der Krieg sowie die damit einhergehend nochmals erhöhte Inflation belasten die Konsumlaune aber weiterhin deutlich. Für Juni 2022 prognostiziert die GfK nur ein leicht besseres Konsumklima als im Mai, das sich damit immer noch auf historisch niedrigem Niveau befinden würde. Die Entwicklung des privaten Konsums dürfte zunächst weiterhin durch das Spannungsfeld von einerseits positiven Impulsen durch Auslaufen von Corona-Beschränkungen und andererseits erhöhter Unsicherheit, Inflation und auch Lieferengpässen geprägt sein. Laut Umfragen des ifo Instituts haben sich die Lieferprobleme im Einzelhandel im Mai wieder verschärft.

    Arbeitsmarkt entwickelt sich weiter positiv

    Der Arbeitsmarkt entwickelt sich trotz der gesamtwirtschaftlichen Belastungen durch den Krieg weiter positiv, wenngleich im Zuge der fortgeschrittenen Erholung von der Corona-Pandemie vor allem beim Rückgang der Arbeitslosigkeit nun eine nachlassende Dynamik zu beobachten ist: Die Zahl der als arbeitslos registrierten Personen lag im Mai 2022 nach Ursprungswerten bei 2,2 Millionen, saisonbereinigt kam es gegenüber dem Vormonat zu einem geringfügigen Minus von 4.000 Personen. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote verblieb bei 5,0 Prozent. Erwerbstätig waren im April 2022 nach Inländerkonzept und Ursprungswerten 45,3 Millionen Personen. Gegenüber dem Vormonat stieg die Erwerbstätigkeit saisonbereinigt deutlich um 53.000 Personen an.

    Nach Hochrechnungen der Bundesagentur für Arbeit erhielten im März 2022 553.000 Beschäftigte konjunkturelles Kurzarbeitergeld – ein sehr starker Rückgang gegenüber Februar. Das ifo Institut geht davon aus, dass Kurzarbeit im April und Mai weiterhin deutlich weniger in Anspruch genommen wurde, insbesondere in den von Corona betroffenen Branchen Handel und Gastgewerbe. Die Zahl der Kurzarbeitenden dürfte bis einschließlich Mai auf unter 300.000 Personen gesunken sein. Dies entspricht noch 0,8 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten; in der Spitze der Corona-Krise im April 2020 waren es 17,8 Prozent.

    Vor dem Hintergrund der anhaltend positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt fällt auch das Plus bei den Einnahmen aus der Lohnsteuer brutto (ohne Abzüge durch Kindergeldzahlungen) gegenüber dem Vorjahresmonat weiterhin kräftig aus.

    Umfragebasierte Frühindikatoren des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sowie des ifo Instituts signalisieren für die nächsten Monate grundsätzlich eine Fortsetzung der positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt. Zugleich scheint sich der Mangel an Fachkräften am aktuellen Rand zu verschärfen. Der Arbeitskräfteknappheits-Index des IAB und das KfW-ifo-Fachkräftebarometer erreichten im Mai 2022 jeweils Allzeithochs. Anstiege gab es dabei in allen Wirtschaftsbereichen; am stärksten betroffen ist aber nach wie vor der Dienstleistungssektor.

    Inflationsrate legt im Mai 2022 auf sehr hohem Niveau weiter zu

    Die Inflationsrate (Veränderung des Verbraucherpreisindex gegenüber dem Vorjahresmonat) legte im Mai 2022 auf stark erhöhtem Niveau nochmals zu und lag nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes im Mai bei 7,9 Prozent, nach 7,4 Prozent im April 2022. Dies entsprach einem nichtsaisonbereinigten Anstieg des Index gegenüber April um 0,9 Prozent. Ähnlich hoch war die Inflationsrate in Deutschland zuletzt im Winter 1973/1974 infolge der ersten Ölkrise.

    Maßgeblicher Treiber ist weiterhin der Preisindex für Energie, dessen Anstieg sich mit 38,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat wieder etwas beschleunigt hat (nach 35,3 Prozent im April). Darüber hinaus wirken sich die sehr starken Preisanstiege auf den vorgelagerten Wertschöpfungsstufen, vor allem bei Energie, aber auch bei anderen Produkten, zunehmend in der Breite der Konsumgüterpreise aus. Zuvorderst war dies im Mai bei Nahrungsmitteln erkennbar. Dort betrug die Inflationsrate 11,1 Prozent (nach 8,6 Prozent im April). Die Veränderungsrate des Index für Dienstleistungen fiel mit 2,9 Prozent gegenüber Vorjahr dagegen leicht geringer aus als im Vormonat (nach 3,2 Prozent).

    Für die nächsten Monate ist zunächst mit mindestens ähnlich hohen Inflationsraten zu rechnen, die dann allmählich sinken dürften. Davon geht auch das ifo Institut aus, dessen Umfragen zeigen, dass der Anteil an Firmen, die ihre Preise in den kommenden drei Monaten erhöhen wollen, erstmals seit längerem wieder gefallen ist. Dieser Ausblick ist allerdings insbesondere mit Blick auf die weitere Entwicklung der Energiepreise und die weiteren Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine unsicher, auch wenn beispielsweise Preise für Terminkontrakte für Rohöl an den Märkten hier weiterhin auf einen langsamen Rückgang im Verlauf des Jahres hindeuten.

    Finanzpolitisch wichtige Wirtschaftsdaten

    Tabelle vergrößern
    Tabelle 1
    BIP-Wachstum und ifo Geschäftsklima Deutschland
    Verlaufsdiagramm mit Säulen und horizontalen Linien „BIP-Wachstum und ifo Geschäftsklima Deutschland“: 3 Kurven zeigen den Verlauf der saisonbereinigten Salden der Geschäftserwartungen, des Geschäftsklimas und der Geschäftslage von Januar 2016 bis Mai 2022. Im Mai 2022 sind die Salden im Vergleich zum Vormonat gestiegen.Aktuelle Salden für Mai 2022:Geschäftserwartung: 26,86Geschäftsklima: 3,30Geschäftslage: -17,82Außerdem wird in Form von Säulen das reale BIP pro Quartal in Prozent zum Vorjahr gezeigt. Im Jahr 2020 und zu Beginn des Jahres 2021 sind die Säulen im Minus. Seit Mitte 2021 liegen sie wieder im Plus.In Form von horizontalen Linien wird außerdem der BIP-Jahresdurchschnitt von 2016 bis 2021 in Prozent zum Vorjahr gezeigt. Datenwerte: 2016: 2,2 %; 2017: 2,7 %; 2018: 1,1 %; 2019: 1,1 %; 2020: -4,6 %; 2021: 2,9 %Quellen: Statistisches Bundesamt, ifo Institut, eigene Berechnungen
    Im April 2018 löste das ifo Geschäftsklima Deutschland den bisherigen Index für die Gewerbliche Wirtschaft ab. <br> Quellen: Statistisches Bundesamt, ifo Institut, eigene Berechnungen
    nullBIP (Quartal), real, % zum VorjahrGeschäftsklima, saisonbereinigte SaldenGeschäftserwartungen, saisonbereinigte SaldenGeschäftslage, saisonbereinigte SaldenBIP (Jahresdurchschnitt), real, % zum Vorjahr
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    Abbildung 1

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